Omega-3-Fettsäuren unterstützen bei Prädiabetes

Die geringe Versorgung mit den gesunden Omega-3-Fettsäuren im Plasma, vor allem die mangelnde Docosahexaensäure (DHA), war in einer Studie mit erhöhten Vorkommen von Prädiabetes verbunden. Das weist auf eine schützende Rolle von DHA für die Prävention des Prädiabetes hin.

Der Typ-2-Diabetes ist eine chronische Erkrankung des Stoffwechsels. Er ist mit Insulinresistenz und einer gestörten Insulinproduktion verbunden, charakteristisch ist der chronisch erhöhte Blutzuckerspiegel. Ein Diabetes tritt nicht plötzlich auf, es gibt den Prädiabetes als Vorstadium, der jedoch nicht unbedingt zu einem Diabetes führen muss. In den letzten Jahren hat sich der Prädiabetes zu einem weit verbreiteten, globalen Gesundheitsproblem entwickelt, hinzukommt, dass viele Menschen einen nicht erkannten Diabetes haben. Zu den typischen Risikofaktoren gehören eine zunehmend sitzende Lebensweise, ungesunde Ernährung und die Vorkommen von starkem Übergewicht (Adipositas), Bewegungsmangel sowie genetische Faktoren. 

Diese Risiken lassen sich verringern, z. B. mit regelmäßiger Bewegung, gesunder Ernährung, besserem Schlaf und Gewichtskontrolle. Sie können in einigen Fällen den Prädiabetes sogar verschwinden lassen. Das Verständnis der metabolischen Dysregulation bei Prädiabetes und Typ-2-Diabetes ist entscheidend für wirksame Strategien der Prävention und Therapie. Zum Prädiabetes gehören eine gestörte Nüchtern-Glukose oder die gestörte Glukosetoleranz, eine entscheidende Rolle spielt die erhöhte Insulinresistenz. Der Blutzuckerspiegel ist bereits höher als normal, liegt jedoch noch nicht im Diabetes-Bereich. Wie beim Diabetes gilt, dass der Prädiabetes mit einem erhöhten Risiko für mikro- und makrovaskuläre Erkrankungen, einschließlich der koronaren Herzkrankheit, Schlaganfall und diastolischer Herzinsuffizienz, verbunden ist. 

Vielversprechende Möglichkeiten zur Prävention und Therapie des Prädiabetes bieten ein verbesserter Lebensstil, einschließlich der gesünderen Ernährung. Eine Meta-Analyse von (randomisierten, kontrollierten) Studien ergab z. B., dass der Ersatz von Kohlenhydraten durch mehrfach ungesättigte Fettsäuren zu einer signifikanten Senkung des HbA1c-Wertes (glykiertes Hämoglobin, wichtiger Marker für das „Blutzuckergedächtnis") führte und damit Insulinrestenz, glykämische Kontrolle und die Fähigkeit zur Insulinsekretion verbesserte. Einige Studien deuten auch darauf hin, dass Ergänzungen der langkettigen Omega-3-Fettsäuren (EPA und DHA) aus Fischölen die Insulinsensitivität und den Glukosestoffwechsel bei Personen mit Prädiabetes verbessern kann. Obwohl die Omega-3-Fettsäuren das Fortschreiten von Prädiabetes zum Typ-2-Diabetes verlangsamen können, ist bisher wenig über ihre mögliche Rolle bei der Prävention des Prädiabetes bekannt.

Einer der wichtigsten Faktoren, die zu Prädiabetes führen, ist die erhöhte Insulinresistenz, die sich als gestörte Nüchternglukose, gestörte Glukosetoleranz oder beides manifestieren kann. Mehrere Mechanismen könnten erklären, wie die langkettigen Omega-3-Fettsäuren die Insulinsekretion verbessern und die -resistenz reduzieren und damit den Stoffwechsel von Glukose modulieren. Sie beeinflussen verschiedene Signal- oder Genregulations-Wege, die am Lipidstoffwechsel, an Entzündungen sowie an der Insulinsekretion und -signalisierung beteiligt sind, was zur verbesserten Insulinsekretion führt. Zu den wichtigsten Mechanismen, die den positiven Auswirkungen der langkettigen Omega-3-Fettsäuren auf den Glukose-Stoffwechsel zugrunde liegen, gehören verringerte Entzündungen. 

Chronische Entzündungen werden mit Insulinresistenz in Verbindung gebracht. EPA und DHA können in bioaktive Lipidmediatoren (Resolvine, Protectine, Maresine etc.) umgewandelt werden, die entzündungshemmende und -fördernde Eigenschaften haben. Sie können dazu beitragen, Entzündungen im Fettgewebe und in der Leber zu verringern und damit die Insulinsekretion zu verbessern. Sie können auch den Fettstoffwechsel beeinflussen, was zur geringeren Konzentration von Triglyzeriden und der erhöhten Konzentration von HDL-Cholesterin führt. Diese günstigen Auswirkungen auf das Lipidprofil kann zur verbesserten Insulinsekretion beitragen. EPA (Eicosapentaensäure) und DHA (Docosahexaensäure) können den Glukose-Transport in die Zellen fördern, indem sie die Expression und Aktivität von Glukose-Transportern hochregulieren, besonders in den Zellen der Skelettmuskeln. 

Die Ergebnisse neuerer experimenteller Studien deuten darauf hin, dass Omega-3-Fettsäuren die Insulinsekretion von Betazellen in der Bauchspeicheldrüse regulieren, indem sie die Struktur und Funktion von Lipid Rafts (spezielle Bereiche der Zellmembranen, reich an Sphingolipiden etc.) beeinflussen. Darüber hinaus können sie indirekt die Insulinsekretion beeinflussen, indem sie die Produktion von Adipokinen stimulieren und die Expression proentzündlicher Substanzen im Fettgewebe unterdrücken. Die Auswirkungen von Omega-3-Fettsäuren auf die Darm-Mikrobiota sind bisher weniger geklärt. Es gibt Hinweise darauf, dass EPA und DHA die Zusammensetzung und Funktion der Darm-Mikrobiota modulieren können, was zu veränderten mikrobiellen Stoffwechsel-Produkten führt, welche die Insulinsekretion und den Glukose-Stoffwechsel beeinflussen können.

Eine Gruppe chinesischer Forscher ging davon aus, dass vor allem die DHA-Versorgung zur Prävention von Prädiabetes beitragen könnte. Sie führten dazu eine Studie durch und untersuchten die Beziehung zwischen Omega-3-Fettsäuren im Plasma und Prädiabetes anhand von (Stichproben-)Daten aus der UK Biobank, einer britischen Datenbank mit umfassenden Daten zur Gesundheitsforschung. In die Stichprobe waren knapp 93.000 Personen (54,4 % Frauen) mit einem durchschnittlichen Alter von 56 Jahren einbezogen, die übergewichtig waren (mittlerer BMI 27). Geprüft wurden bei den Teilnehmern die Zusammenhänge zwischen mehreren Biomarkern für Omega-3-Fettsäuren und den Vorkommen von Prädiabetes sowie den HbA1c-Anteilen im Blut. Prädiabetiker wurden anhand von HbA1c-Werten im Blut (zwischen 5,7 % und 6,4 %) nach Kriterien der "American Diabetes Association" identifiziert. 

Höhere Anteile der Omega-3-Fettsäuren waren mit einem geringeren Risiko für Prädiabetes verbunden. Besonders deutlich waren die Zusammenhänge bei der DHA. Die Prädiabetiker hatten im Vergleich zu Teilnehmern ohne diese Krankheit signifikant niedrigere DHA-Anteile im Plasma. Das erhöhte ihr Risiko für den Prädiabetes signifikant (17,4 %, OR 0,62) im Vergleich zu Personen mit den höchsten DHA-Anteilen. Diese Ergebnisse deuten auf eine potenziell schützende Rolle von Omega-3-Fettsäuren, besonders der DHA, beim verringerten Risiko für Prädiabetes hin. Interessant ist, dass diese Beziehung nicht linear verlief, sie stagnierte bei einem DHA-Plasmaanteil von 2,6 %, was einem geschätzten Omega-3-Index (Verhältnis von EPA zu DHA im Blut) von 8 % entsprach. Jenseits dieses Wertes sank die Perspektive, an Prädiabetes zu erkranken, nicht weiter ab. Dieser Wert stimmt im Übrigen auch mit Zielen für die Gesundheit des Herz-Kreislauf-Systems überein.

Die Forscher ziehen das Fazit. Die Auswertungen zeigten schützende Verbindungen zwischen der Versorgung mit Omega-3-Fettsäuren, besonders von DHA, und den Vorkommen von Prädiabetes in einer großen Bevölkerungsgruppe. Der Prädiabetes kam am meisten bei Personen mit den niedrigsten DHA-Anteilen im Vergleich zu denen mit den höchsten Werten vor. Dies lässt auf eine schützende Rolle der DHA vor Prädiabetes schließen. Diese Beziehungen sollten in weiteren Studien untersucht werden, um die Bedeutung der langkettigen Omega-3-Fettsäuren für die Prävention und im Umgang mit Prädiabetes weiter zu klären. Dazu gehört auch, optimale Dosen und die Dauer der Ergänzungen von Omega-3-Fettsäuren zu ermitteln.

Quelle:
Jan Philipp Schuchardt et al., Higher docosahexaenoic acid proportions in blood are inversely associated with the prevalence of pre diabetes: Evidence from the UK Biobank. In Nutrition Research, online 17.09.2024, doi: 10.1016/j.nutres.2024.09.009.

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