Arthrose und Diabetes treten oftmals zusammen auf, wodurch sich die Beschwerden verschlechtern können. Ein möglicher neuer Ansatz zu einer verbesserten Therapie beider Krankheiten könnte die Aufnahme von Alpha-Liponsäure sein, wie eine neue Studie zeigt.
Die Arthrose ist eine degenerative Erkrankung der Gelenke und betrifft in erster Linie den Gelenkknorpel. Die Krankheit ist weltweit verbreitet, sie steigt mit zunehmendem Alter an und trägt wesentlich zur eingeschränkten Beweglichkeit bei. Die Ursachen für Arthrose sind bisher nicht ausreichend erforscht. Bekannt ist, dass sie z. B. durch Traumata, Prozesse im Stoffwechsel und begleitende Krankheiten beeinflusst wird. Studien zeigten, dass ein gestörter Glukose-Stoffwechsel die Chrondrozyten (Zellen im Knorpelgewebe) vergrößert und einen Abbau der extrazellulären Matrix (Gewebeanteil zwischen den Zellen) verursacht. Die dadurch bedingte chronische Entzündung beeinträchtigt den Knorpel und angrenzende Gewebe, was die Gelenkfunktionen weiter stört und die Arthrose-Symptome verschlimmert.
Ein Typ-2-Diabetes kann die Arthrose und damit verbundene Faktoren, einschließlich des erhöhten Blutzuckers (Hyperglykämie), erheblich beeinflussen, beide Krankheiten treten oft gemeinsam auf. Der Diabetes ist durch eine unzureichende Insulinproduktion oder die Unfähigkeit, Insulin wirksam zu nutzen, gekennzeichnet und führt zu einem langfristig gestörten Stoffwechsel. Zu den typischen Risikofaktoren gehören u. a. ein starkes Übergewicht und Diabetes-Vorkommen in der Familiengeschichte. Bei beiden Erkrankungen spielt ein gestörter Stoffwechsel eine wichtige Rolle, typische Risikofaktoren sind Fettleibigkeit und erhöhtes Alter. Doch über diese Beziehung und die Auswirkungen von Diabetes auf die Arthrose gibt es bisher keinen klaren Konsens, da entsprechende Studien nicht einheitlich sind. Es zeichnet sich jedoch ab, dass die Alpha-Liponsäure (schwefelhaltige Fettsäure) beide Krankheiten beeinflussen könnte aufgrund ihrer antioxidativen und prooxidativen Eigenschaften. Sie wirkt sich auf die Insulinsensitivität und -sekretion aus und kann bei Diabetes eingesetzt werden. Das gilt auch für die diabetische Polyneuropathie (Schädigung multipler Nerven), wo sie die Nervenleitfähigkeit verbessern und die Symptome lindern kann. Darüber hinaus wird Alpha-Liponsäure auch bei anderen Zuständen der Insulinresistenz eingesetzt, z. B. beim metabolischen Syndrom, polyzystischen Ovarsyndrom (PCOS) und bei Fettleibigkeit.
Einige Studien zeigten auch, dass die Alpha-Liponsäure bei Patienten nützlich ist, die sowohl an Arthrose als auch an Diabetes leiden. Sie hatten häufig stärkere Schmerzen und größere Einschränkungen ihrer Funktionen als Patienten, die allein an der Arthrose litten. Ein Team von Forschern aus der Ukraine und Norwegen untersuchte in einer Studie die Verschlimmerung von Symptomen und biochemische Marker bei Patienten mit Arthrose und Typ-2-Diabetes im Vergleich zu Patienten, die nur an einer Arthrose litten. Daran waren 123 Patienten zwischen 29 und 78 Jahren aus der Ukraine beteiligt. 52 Patienten waren an einer Arthrose erkrankt, 71 Patienten hatten sowohl eine Arthrose als auch einen Typ-2-Diabetes, sie unterschieden sich ansonsten jedoch nicht wesentlich. Mit verschiedenen Methoden wurden bei allen Teilnehmern der Status von Gelenkfunktionen, Entzündungen, vom oxidativen Stress und die Blutzuckerkontrolle bewertet. Die Patienten mit beiden Krankheiten wurden außerdem noch einmal geteilt. Die eine Gruppe erhielt sechs Wochen lang täglich 600 mg Alpha-Liponsäure, die andere Gruppe führte ihre übliche Arthrose- und Diabetes-Therapie weiter und nahm keine Alpha-Liponsäure ein.
Die Ergebnisse werfen ein Licht auf die komplizierte Beziehung zwischen dem Typ-2-Diabetes und der Arthrose. Sie zeigen, wie die Koexistenz beider Krankheiten die Symptome und biochemischen Marker erheblich verschlimmert. Beobachtet wurden erhöhte Werte von Entzündungen, vom oxidativen Stress und Immunstörungen. Über erhöhte CRP-Werte (C-reaktives Protein, Marker für systemische Entzündungen) wurde bei Diabetes-Patienten immer wieder berichtet. Die weitere CRP-Erhöhung im Zusammenhang mit Arthrose deutet auf eine synergistische Wirkung auf entzündliche Prozesse hin. Frühere Studien hoben die Rolle vom oxidativen Stress bei der Kombination von Typ-2-Diabetes und Arthrose hervor. Einige Untersuchungen wiesen darauf hin, dass oxidative Schäden zum Knorpelabbau und zu Gelenkdysfunktionen beitragen können.
Die Ergebnisse der aktuellen Studie untermauern diese Erkenntnisse. Sie zeigen, dass der oxidative Stress bei Patienten mit Typ-2-Diabetes und Arthrose deutlich höher ist, wodurch ein Zusammenhang zwischen Stoffwechsel- und Gelenkstörungen hergestellt wird. Weiter zeigten sich signifikante Korrelationen zwischen metabolischen, psychologischen und entzündlichen Faktoren bei den Patienten mit beiden Krankheiten. Das betrachten die Forscher als eine neue Dimension im Verständnis dieser Komorbidität. Die bisher nur wenig beachteten Wechselbeziehungen legen nahe, dass die Therapie eines Aspektes auch die anderen beeinflussen kann. Die Behandlung des gestörten Stoffwechsels beim Typ-2-Diabetes könnte Entzündungen verringern und das psychische Wohlbefinden verbessern, was wiederum das Fortschreiten der Arthrose verlangsamen könnte. Diese ganzheitliche Sichtweise deckt sich mit neueren Studien, die für integrierte Behandlungsansätze plädieren, um den multifaktoriellen Charakter von Komorbiditäten zu berücksichtigen.
Insgesamt erwies sich der Body-Mass-Index als ein potenzieller Prädiktor für die Verschlechterung der geprüften Parameter. Die Auswertungen ergaben, dass die Ergänzung von Alpha-Liponsäure zu signifikant verbesserten Schmerzwerten, z. B. im WOMAC-Score (Fragebogen zur Bestimmung von Arthrose-Schmerzen) und Lequesne-Index (Erfassung von Hüft- und Kniegelenks-Krankheiten), im Vergleich zur Kontrollgruppe führte. Alpha-Liponsäure kann einen potenziellen Einfluss auf den Verlauf des Schmerzsyndroms bei Arthrose haben sowie zu einer möglichen Verbesserung der glykämischen Kontrolle beim Typ-2-Diabetes führen. Dadurch werden auch die Wirkungen einer blutdrucksenkenden Therapie und einer Diät bei Patienten mit komorbider Arthrose und Typ-2-Diabetes potenziell verstärkt.
Die Forscher ziehen das Fazit: Die Studie zeigt, dass ein Typ-2-Diabetes bei Patienten mit Arthrose die Symptome und biochemische Marker deutlich verschlechtert. Patienten mit beiden Krankheiten weisen im Vergleich zu Patienten mit Arthrose allein erhöhte Werte bestimmter Indikatoren für Entzündungen, oxidativen Stress und Immunstörungen auf. Darüber hinaus wurden Korrelationen zwischen metabolischen, psychologischen und entzündlichen Faktoren festgestellt. Die Studie hebt potenzielle Prädiktoren für diese Komorbidität hervor, einschließlich des BMI, der als Hinweis auf verschlechterte Parameter dienen kann. Die Alpha-Liponsäure führte bei Patienten mit Arthose und Typ-2-Diabetes zu signifikant verbesserten Schmerzwerten (z. B. WOMAC-Score, Lequesne-Index) im Vergleich zur Kontrollgruppe mit Arthrose-Patienten, die keine Alpha-Liponsäure erhielten. Die Anwendung und Auswirkungen von Alpha-Liponsäure in Bezug auf die Entwicklung von Arthrose und Typ-2-Diabetes sollten weiter untersucht werden. Das gilt, z. B. für langfristige Wirkungen auf die Arthrose und optimale Dosierungen der Alpha-Liponsäure, abhängig von individuellen Bedingungen.
Quelle:
Iryna Halabitska et al., Exploring the Efficacy of Alpha-Lipoic Acid in Comorbid Osteoarthritis and Type 2 Diabetes Mellitus. In: Nutrients, online 2.10.2024, doi: 10.3390/nu16193349.