Die Versorgung mit Magnesium in der Ernährung wurde in Bezug auf ihre Verbindung zu Nierenkrankheiten in drei Studien überprüft. Es zeigte sich, dass gute Zufuhren von Magnesium vor allem aus pflanzlichen Lebensmitteln das Risiko für Nierenkrankheiten senken können.
Magnesium wird für viele Reaktionen und Funktionen im Körper benötigt, es ist ein Cofaktor bei mehr als 600 Enzymen. Magnesium wird u. a. für den Energie- und Fettstoffwechsel benötigt, es ist weiter an der Aktivierung von Aminosäuren und der Synthese von Nukleinsäure beteiligt. Magnesium stabilisiert die DNA, RNA und biologische Membranen, und es beeinflusst die Transporter von Kalzium, Kalium und Natrium. Magnesium trägt zur Regulierung der Reizübertragung, Muskelkontraktion sowie zum Herzrhythmus, Gefäßtonus, Blutdruck und Knochenumsatz bei.
Ein Mangel an Magnesium ist bei einer ausgewogenen Ernährung selten, da viele pflanzliche und tierische Lebensmittel reich an Magnesium sind. Das gilt z. B. für Samen und Kerne (Sonnenblumen, Kürbis), Vollkorn-Getreideprodukte, Hülsenfrüchte, Fisch und Meeresfrüchte sowie für Getränke (Wasser, Espresso, schwarzer Johannisbeersaft). Ein Mangel kann jedoch z. B. durch die beeinträchtigte Absorption von Magnesium oder durch eine erhöhte Ausscheidung über die Nieren entstehen.
Ein Mangel an (Serum-)Magnesium wird mit einem erhöhten Risiko für Herz-Kreislauf-Krankheiten in Verbindung gebracht. In deren Folge kommt es oftmals auch zu chronischen Nierenkrankheiten, doch dabei ist der Zusammenhang mit Magnesium noch nicht ganz klar. Eine Gruppe koreanischer Forscher untersuchte daher in einer (prospektiven) Bevölkerungsstudie die Beziehungen zwischen der Aufnahme von Magnesium aus der Nahrung und der Entwicklung chronischer Nierenkrankheiten bei Erwachsenen. Einbezogen waren knapp 189.000 Teilnehmer mit normalen Nierenfunktionen aus der UK Biobank, einer großen biomedizinischen Datenbank, die seit 2006 ein breites Spektrum an gesundheitlichen Informationen zur Verfügung stellt.
Für diese Studie wurden für alle Teilnehmer mit einer 24-Stunden-Ernährungsbefragung aus den verzehrten Lebensmitteln und Getränken die Aufnahmen von Magnesium ermittelt. Danach wurden die Teilnehmer in fünf Gruppen eingeteilt, von den niedrigsten bis zu den höchsten Magnesium-Aufnahmen. Der Mittelwert pro Person lag bei 323 mg Magnesium pro Tag. Dies entspricht den Empfehlungen, die z. B. in Deutschland für Erwachsene angesetzt sind, sie liegen bei 350 mg Magnesium pro Tag für Männer und 300 mg für Frauen. Die Teilnehmer wurden im Durchschnitt knapp zehn Jahre lang in Bezug auf ihre Magnesium-Zufuhren und die Entwicklung von chronischen Nierenkrankheiten beobachtet.
In einer Untergruppe wurde außerdem die glomeruläre Filtrationsrate bestimmt, die ein wichtiger Parameter für die Beurteilung der Nierenfunktionen ist. Im Lauf der Zeit erkrankten rund 5.900 Personen aus dieser großen Gruppe an chronischen Nierenkrankheiten. Bei einer niedrigen Magnesium-Zufuhr war der Anteil der Erkrankungen am höchsten, bei der besten Zufuhr deutlich geringer. Das Krankheitsrisiko stieg in der am schlechtesten mit Magnesium versorgten Gruppe um 30 % an. Ähnliche Ergebnisse wurden bei der glomerulären Filtrationsrate ermittelt.
Die Forscher ziehen das Fazit: Eine geringere Zufuhr von Magnesium war in dieser Bevölkerungsstudie mit einem erhöhten Risiko für chronische Nierenkrankheiten bei Erwachsenen verbunden, die zu Beginn der Studie normale Nierenfunktionen hatten. Diese Beziehungen sollten in weiteren Studien untersucht werden, um den möglichen Nutzen einer angemessenen Aufnahme von Magnesium zu ermitteln.
In einer weiteren Auswertung der US Biobank wurde erstmals untersucht, ob pflanzenreiche Ernährungsweisen die Patienten mit chronischen Nierenkrankheiten vor negativen gesundheitlichen Folgen (Gesamt-Mortalität) schützen können. In der großen Patientengruppe wurden über einen Zeitraum von 10 Jahren 675 Todesfälle registriert. Teilnehmer mit den höchsten Werten im Index für eine gesunde, pflanzliche Ernährung (hPDI) hatten ein um 34 % geringeres Sterblichkeits-Risiko. Dagegen hatten die Teilnehmer mit den höchsten Werten in einer ungesunden, pflanzlichen Ernährung (uPDI) ein um 52 % höheres Sterberisiko im Vergleich zu Teilnehmern mit den niedrigsten Werten.
Es fanden einige Analysen für bestimmte Nahrungsmittel statt. Dabei war vor allem ein höherer Verzehr von Vollkornprodukten mit einem um 29 % geringeren Sterberisiko aufgrund von Nierenkrankheiten verbunden, während der Verzehr von raffiniertem Getreide und zuckergesüßten Getränken mit einem um 30 % bzw. 34 % höheren Risiko einherging. Diese Ergebnisse unterstreichen die Bedeutung der Qualität von pflanzlichen Ernährungsweisen. Sie unterstützen die potenzielle schützende Rolle eines gesunden Verzehrs von pflanzlichen Lebensmitteln bei der Behandlung von chronischen Nierenkrankheiten, um die möglichen ungünstigen Folgen zu verringern.
In einer US-amerikanischen Studie prüften Forscher die Wirkungen von Ernährungsumstellungen, um das Fortschreiten chronischer Nieren- und Herz-Kreislauf-Krankheiten zu hemmen. Neben der medikamentösen Therapie ist die verbesserte Ernährung eine wichtige Strategie, um den Krankheitsverlauf zu verbessern. Untersucht wurden Diäten, die reichlich Obst und Gemüse enthalten, vor allem die DASH-Diät (Dietary Approaches to Stop Hypertension), die Mittelmeerdiät und die vegane Ernährung. Für sie gibt es Nachweise, dass sie das Risiko einer fortschreitenden chronischen Nieren- und Herz-Kreislauf-Erkrankung senken können. Allerdings sind die Mechanismen für die Risikosenkung bisher nicht vollständig geklärt.
Es gibt Hinweise, dass diese Diäten einen hohen Gehalt an Kalium aufweisen, das ein wichtiger Faktor für die Blutdrucksenkung ist. Nachweise gibt es auch für einen hohen Gehalt von Magnesium in der Ernährung, das die Bildung von entzündlichen und die Atherosklerose fördernden Zytokinen (Botenstoffe) in den Endothel-Zellen verringert. Im Gegensatz dazu führt eine säurereiche Ernährung wie die typische westliche Ernährung bzw. eine Ernährung mit einem hohen Anteil an tierischem Eiweiß nachweislich zu einer säuernden Wirkung, was sich u. a. negativ auf die Nieren auswirken kann. Eine Ernährung, die reichlich Obst und Gemüse enthält, führt dagegen zu einer geringeren Säurebelastung und wirkt durch ihren Gehalt an Kalium, Magnesium und Kalzium alkalisierend.
Quelle:
Hey Byung Koh et al., Association between dietary magnesium intake and incident chronic kidney disease: a prospective observational cohort study. In: The American Journal of Clinical Nutrition, online 18.8.2024, doi: 10.1016/j.ajcnut.2024.08.009.
Alysha S. Thompson et al., Adherence to a healthful plant-based diet and risk of mortality among individuals with chronic kidney disease: A prospective study. In: Clinical Nutrition, online 12.08.2024, doi: 10.1016/j.clnu.2024.09.021.
Claretha Lyas, The Beneficial Effects of Fruits and Vegetables on Kidney Disease Progression and Cardiovascular Risk. In: The American Journal of Medicine, online 2.8.2024, doi: 10.1016/j.amjmed.2024.07.029.