Die Ernährung kann die Parodontitis beeinflussen

Die Parodontitis ist eine entzündliche Krankheit des Zahnfleischs, zu deren Risikofaktoren eine ungesunde Ernährung gehört. In einer kleinen Studie wurden Parodontitis-Patienten in Bezug auf die Einflüsse aus der Ernährung untersucht. Dabei zeigte sich, dass die gute Versorgung mit einer Reihe von Mikronährstoffen positiv auf die Parodontitis einwirken kann.

Die Parodontitis (früher Parodontose genannt) ist nach der Karies die häufigste Munderkrankung. Sie verläuft anfangs meist unbemerkt, erst häufigeres Zahnfleischbluten und der Rückgang des Zahnfleischs im Bereich der Zahnhälse machen auf die Krankheit aufmerksam, Wird die Parodontitis nicht behandelt kann dies schließlich bis zum Zahnverlust führen. Früher wurde das durch Bakterien entzündete Zahnfleisch und die sich anschließende Entwicklung der Parodontitis vorwiegend auf die Zahnbeläge (Plaques, Biofilm) zurückgeführt. Die Therapie konzentrierte sich weitgehend auf die Beseitigung oder Regulierung dieser Ablagerungen. 

Neuere Forschungen zeigten, dass die Zusammensetzung dieses Biofilms im Mund individuell stark unterschiedlich ist. Auch gesunde Menschen ohne offensichtliche Krankheitssymptome weisen verschiedene orale Krankheitserreger auf. Weiter wurde nachgewiesen, dass im Körper durch entzündliche Reaktionen eine geeignete Basis für die Kolonisation bestimmter schädlicher Mikroorganismen vorhanden sein muss, um zur Entstehung einer Krankheit zu führen. Dabei beeinflussen Diabetes, Herz-Kreislauf-Erkrankungen und das metabolische Syndrom auch die Zahnfleisch-Gesundheit. Neben genetischen und systemischen Faktoren scheint auch die Ernährung einen erheblichen Einfluss auf die systemischen und parodontalen Entzündungsprozesse zu nehmen. 

Studien zeigten, dass die typisch westliche Ernährung systematische Entzündungen im Körper fördern kann. Dazu trägt ein hoher Anteil an verarbeiteten Kohlenhydraten (z. B. Zucker, raffiniertes Mehl), gesättigten Fettsäuren und Transfettsäuren ebenso bei wie geringe Aufnahmen von Mikronährstoffen, Ballaststoffen und Omega-3-Fettsäuren. Eine Studie zeigte, dass eine Ernährung, die Entzündungen fördert, signifikant mit Zahnverlusten einhergeht. Allerdings sind die Auswirkungen spezifischer Ernährungsweisen auf verschiedene Parodontitis-Parameter (z. B. Taschentiefe, Blutungen, Zahnmobilität) noch unklar. Eine Gruppe deutscher, österreichischer und dänischer Zahnmediziner führte dazu nun erstmals eine Studie durch. Sie gingen von der Annahme aus, dass der Verzehr von entzündungsfördernden Lebensmitteln im Vergleich zu einer Ernährung, die reich an Mikronährstoffen und Ballaststoffen ist, stärker mit der Parodontitis verbunden ist.

Die (Querschnitts-)Studie wurde in Zusammenarbeit mit auf die Parodontitis spezialisierten Zahnarzt-Praxen in Deutschland durchgeführt. Ziel der Pilotstudie war es zu untersuchen, ob es einen Zusammenhang zwischen den gesamten parodontalen Entzündungsflächen, Parodontitis-Parametern und dem Ernährungsverhalten der betroffenen Patienten gibt. Von Ende 2021 bis Anfang 2023 wurden 50 erwachsene Patienten in die Studie einbezogen, bei denen eine Parodontitis-Therapie geplant war. Es wurden rund 1.300 Zähne analysiert, davon mussten 60 % aufgrund von Parodontitis behandelt werden. 

Es zeigten sich signifikante Beziehungen zwischen den Entzündungen in der Mundhöhle, Parodontitis-Parametern und Ernährungsweisen. Bei allen Patienten wurde eine Ernährungsbefragung durchgeführt. Die durchschnittliche Kalorienzufuhr der Teilnehmer (2.250 Kalorien täglich) lag deutlich über der Aufnahme der durchschnittlichen Bevölkerung (1.819 Kalorien). Dies könnte bei Übergewicht zu einem Risikofaktor für die Parodontitis werden. Die Teilnehmer nahmen übermäßig viel Zucker und Fett zu sich, es wurden täglich im Durchschnitt 144 Kalorien an freien Zuckern verzehrt. Stark verarbeitete Kohlenhydrate wie freier Zucker können Entzündungen fördern und werden mit negativen Auswirkungen auf die parodontale Gesundheit in Verbindung gebracht. Die WHO gibt die empfohlene Höchstmenge an freiem Zucker mit 10 % der täglichen Energiezufuhr an, empfiehlt jedoch weniger als 5 %. 

Danach hatten die Teilnehmer dieser Studie einen Überkonsum von 58 % gegenüber der empfohlenen Tagesmenge. Dabei verzehrte die Gruppe mit mäßiger Parodontitis fast doppelt so viel Obst wie die Gruppe mit schwerer Parodontitis. Die Aufnahme von Ballaststoffen und Hülsenfrüchten war allgemein unzureichend. Die empfohlene tägliche Zufuhr von 30 g Ballaststoffen erreichten die Teilnehmer mit im Durchschnitt 21 Gramm nicht (30 % Defizit). Dabei zeigten sich signifikante Unterschiede zwischen den Teilnehmern mit einer mäßigen bis schweren Parodontitis. Es bestätigte sich, dass die erhöhte Zufuhr von Ballaststoffen mit einem geringeren Risiko für die Parodontitis verbunden ist. Bei den Aufnahmen von Mikronährstoffen konnten sich bei guter Versorgung einige auf die Parodontitis-Parameter auswirken. Die Gruppe mit moderater Parodontitis nahm z. B. signifikant mehr Vitamin C zu sich, ähnliche Ergebnisse hatten sich bereits in anderen Studien gezeigt. 

Auch für die Aufnahmen der B-Vitamine (B1, B2, B6, B12) zeigten sich signifikante Unterschiede zwischen den beiden Gruppen. Dabei waren vor allem die Zufuhren an Vitamin B6 bei den Teilnehmern mit moderater Parodontitis höher. Bei ihnen wurde außerdem eine signifikant höhere Aufnahme von Biotin und Kalium beobachtet, während deren tägliche Zufuhr in der Gruppe mit schwerer Parodontitis innerhalb der empfohlenen Werte lag. Auch eine bessere Versorgung mit den Mineralien Zink und Eisen konnte einige der Parodontitis-Parameter verringern.

Die Forscher ziehen das Fazit: Innerhalb der Grenzen dieser kleinen Stichprobe an Parodontitis-Patienten zeigten die Ergebnisse den Einfluss der Ernährung auf die parodontale Gesundheit. Es wurde nachgewiesen, dass eine entzündungshemmende Ernährung signifikant mit einer besseren Gesundheit des Zahnfleischs verbunden ist. Die Aufnahme bestimmter Nähr- und Mikronährstoffe, darunter wasserlösliche Ballaststoffe, bestimmte Fettsäuren, Vitamin D und die B-Vitamine sowie Eisen und Zink, war mit geringeren Parodontitis-Parametern verbunden. Aufgrund der geringen Teilnehmerzahl in dieser Studie sind weitere Studien erforderlich, um die Ergebnisse zu bestätigen. Im Rahmen der Parodontitis- und der sich anschließenden Erhaltungs-Therapie sollte die Ernährung als wichtiger, veränderlicher Faktor in das Behandlungs-Konzept einbezogen werden.

Quelle:
Stefanie Anna Peikert et al., Nutrition and Periodontitis: A Cross-Sectional Study from a Practice-Based Research Network. In: Nutrients, online 14.09.2024, doi: 10.3390/nu16183102.

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