Coenzym Q10 (CoQ10) unterstützt die Nervenregeneration

CoQ10 kann die Regeneration geschädigter Nerven fördern. Es stärkt die antioxidativen Mechanismen und kann auf diese Weise die Heilung von geschädigtem Nervengewebe beschleunigen.

Das periphere Nervensystem befindet sich außerhalb des zentralen Nervensystems bzw. von Gehirn und Rückenmark. Dazu gehören alle Nerven, die den Kopf mit dem Gehirn sowie das Rückenmark mit dem übrigen Körper verbinden. Nervengewebe sind spezialisierte Strukturen, die in der Lage sind, elektrische Impulse zu leiten und Signale durch den Körper zu übertragen. Schädigungen des peripheren Nervensystems sind weit verbreitet, sie werden vor allem auf systemische Ursachen (z. B. Autoimmunkrankheiten, Diabetes) oder auf lokale Ursachen (z. B. operative Nervenverletzungen) zurückgeführt. Solche Verletzungen können z. B. zur vollständigen oder partiellen Durchtrennung, Dehnung, Kompression und Quetschung von Nerven führen. 

In der Folge können neurosensorische Störungen in unterschiedlichem Ausmaß entstehen und die Lebensqualität verringern. Zu den typischen Symptomen gehören z. B. Taubheitsgefühle, Kribbeln bis zu intensiveren pochenden, brennenden oder stechenden Schmerzen, wodurch die täglichen Aktivitäten stark beeinträchtigt werden können. Nervenverletzungen heilen in der Regel langsam, die maximale Genesung kann mehrere Monate oder gar Jahre dauern. Bei den meisten Patienten tritt eine vollständige Genesung ein, doch ein Teil der Patienten leidet auch weiterhin unter anhaltenden Symptomen. Je nach Schwere der Nervenschädigung und der betroffenen Körperregion können Patienten unterschiedlich ausgeprägte Störungen entwickeln.

Bekannt ist auch, dass neurosensorische Störungen eng mit dem oxidativen Stress und Entzündungen verbunden sind. Eine traumatische Nervenverletzung führt zu einer übermäßigen Bildung von reaktiven Sauerstoffspezies. Der daraus entstehende oxidative Stress kann zusammen mit einer hochregulierten proentzündlichen Kaskade die Nervenstrukturen und -funktionen schädigen, was zu neurosensorischen Nervenschäden führt. Daher können Strategien, die sich auf einen verringerten oxidativen Stress und die damit verbundenen entzündlichen Prozesse sowie auf die verbesserte antioxidative Kapazität richten bei solchen Nervenschäden unterstützen. 

Sie bieten Vorteile für die Linderung von Beschwerden des peripheren Nervensystems sowie bei neurosensorischen Störungen. Dabei könnte Coenzym Q10 (CoQ10) wirksam sein. Es ist eine fettlösliche, vitaminähnliche Substanz, die in verschiedenen Geweben im Körper synthetisiert wird, wobei diese Funktion im höheren Alter geringer wird. CoQ10 ist in der Nahrung, z. B. in Fleisch, Fisch, Nüssen und einigen Ölen, enthalten und kann auch ergänzt werden. Es ist eine Schlüsselkomponente in der Elektronentransportkette der Mitochondrien (Kraftwerke der Zellen). CoQ10 könnte an der Regulierung des oxidativen Stresses beteiligt und bei der Regeneration von Nervenschädigungen wirksam sein. Eine Gruppe von Forschern aus Thailand stellte die aktuellen Kenntnisse zu neurosensorischen Störungen und der möglichen Rolle von CoQ10 bei der Nervenregeneration vor.

Neben seiner Hauptfunktion in der mitochondrialen Atmungskette hat CoQ10 mehrere Funktionen, darunter zellschützende Wirkungen. Es stabilisiert die Zellmembranen, hemmt die Lipidperoxidation und kann Entzündungen hemmen. Durch seine Redoxformen (Ubichinon, Ubichinol) reduziert CoQ10 wirksam die Bildung freier Radikale. Es fängt reaktive Sauerstoffspezies, was seine antioxidative Kapazität unter Beweis stellt. Besonders Ubichinol, die aktive Form von CoQ10, spielt eine entscheidende Rolle bei den antioxidativen Mechanismen, indem es andere Antioxidantien recycelt, regeneriert und die Zellbestandteile vor Schäden durch freie Radikale schützt. Darüber hinaus kann CoQ10 Schäden an den Zellmembranen mildern, die durch eine erhöhte Lipidperoxidation und dem daraus resultierenden oxidativen Stress entstehen. 

Tierstudien zeigten, dass CoQ10 eine neuroschützende Wirkung gegen oxidative Schäden hat und zur Nervenregeneration beitragen kann. Eine neue Humanstudie wies darauf hin, dass die Kombination von CoQ10 mit einem krampflösenden Medikament (Carbamazepin) Schmerzen bei Patienten mit einer Trigeminusneuralgie durch die Schwächung von oxidativem Stress wirksam reduziert. Im Hinblick auf die entzündungshemmende Wirkung wird weiter angenommen, dass die Ergänzung von CoQ10 die Plasma-Konzentration des Entzündungs-Markers CRP (C-reaktives Protein) sowie von proentzündlichen Zytokinen (IL-6, TNF-α) senkt. Die Ergänzung von CoQ10 (100 mg/Tag) über einen Zeitraum von zwölf Wochen wurde mit verringerten Werten von Zytokinen (IL-1, TNF-α) bei Patienten mit diabetischer Neuropathie in Verbindung gebracht.

Die Forscher ziehen das Fazit: Zusammenfassend lässt sich sagen, dass CoQ10 ein vielversprechender neuroschützender Wirkstoff ist. Es kann vor der Neuroinflammation (Entzündung von Nervengewebe) bei neurosensorischen Störungen schützen. Eine möglichst frühzeitige Ergänzung von CoQ10 kann den Neuroschutz verbessern und bei peripheren Nervenverletzungen die Therapie unterstützen, z. B. durch die Verringerung von oxidativen Stress und Entzündungen. In künftigen Studien sollte gut bioverfügbares CoQ10 (z. B. Ubichinol) bei größeren Patientengruppen mit peripheren Nervenschäden untersucht werden, um die neuroschützenden Wirkungen weiter zu erforschen und die Nervenregeneration nach neurosensorischen Nervenschäden zu verbessern.

Quelle:
Thanyaphorn Vachirarojpisan et al., Therapeutic roles of coenzyme Q10 in peripheral nerve injury-induced neurosensory disturbances: Mechanistic insights from injury to recovery. In: Nutrition Research, online 31.08.2024, doi: 10.1016/j.nutres.2024.07.011.

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