Curcumin kann zum gesunden Altern beitragen

Altersbedingte Erkrankungen sind mit einem komplexen Zusammenspiel von körperlichen und metabolischen Faktoren, z. B. Entzündungen und oxidativer Stress, verbunden. Curcumin, ein Polyphenol aus Kurkuma, kann mit seinen starken antioxidativen und antientzündlichen Eigenschaften zur Milderung vieler altersbedingter Prozesse beitragen.

Altern kann man als das Ergebnis einer Vielzahl von molekularen und zellulären Schäden, die sich im Lauf der Jahre im Körper ansammeln, betrachten. Dieser natürliche, komplexe und allmähliche Prozess wird von Veränderungen begleitet, die zur verringerten Funktionalität führen und das Risiko altersbedingter Krankheiten erhöhen. Einige Merkmale des Alterns werden u. a. mit dem Verlust des Protein-Gleichgewichts, gestörter Nährstoffsensitivität, Zunahme oxidativer Prozesse, Entzündungen, zellulärer Seneszenz und Dysfunktionen der Mitochondrien (Kraftwerke der Zellen) in Verbindung gebracht. Mit der steigenden Lebenserwartung geht auch eine Zunahme chronischer Krankheiten einher, darunter z. B. kognitive Dysfunktionen, Alzheimer, Parkinson, Typ-2-Diabetes, Herz-Kreislauf-, Krebs- und Muskel-Skelett-Krankheiten. 

Sie alle verringern die Lebensqualität im Alter und sind mit diversen Belastungen verbunden. Seit jeher werden natürliche bioaktive Verbindungen als Hilfsmittel in der therapeutischen Praxis eingesetzt, da sie effizient, nebenwirkungsarm und einfach anzuwenden sind. Viele ihrer Funktionen wirken sich auch positiv auf Altersprozesse aus. Das gilt besonders für Kurkuma, die seit Jahrhunderten in der indischen und südostasiatischen Küche und in der Medizin verwendet wird. Zu ihren wichtigsten bioaktiven Verbindungen gehören das Polyphenol Curcumin (~77%) und weitere Curcuminoide, die mit ihrem entzündungshemmenden und antioxidativen Potenzial viele Wirkungen entfalten, wie zahlreiche Studien zeigten. Dazu gehören z. B. Anwendungen als potenzielles Antikrebsmittel mit der Fähigkeit, Prozesse zu beeinflussen, die z. B. an der Karzinogenese, am Abbau von Zellschäden (Autophagie) und Apoptose (kontrollierter „Selbstmord" von Zellen) beteiligt sind. Das gilt weiter für kardiovaskuläre, neurodegenerative und antidiabetische Wirkungen. 

Potenzielle Anti-Aging-Eigenschaften von Curcumin beruhen z. B. auf der Fähigkeit, die Protein-Spiegel zu verändern oder Prozesse zu hemmen, die mit Seneszenz verbunden sind. Trotz der vielen Ergebnisse, die auf den potenziellen Nutzen von Curcumin bei altersbedingten Erkrankungen hinweisen, gibt es nach wie vor eine Lücke im Verständnis der genauen Wirkmechanismen und optimalen Dosierungen. Eine Gruppe brasilianischer Forscher stellte in einem Review die aktuellen Erkenntnisse über die Wirkung von Curcumin bei der Vorbeugung und Behandlung altersbedingter Erkrankungen vor, einschließlich der Sicherheit und Verträglichkeit von Curcumin-Ergänzungen bei älteren Erwachsenen.

Besonders hervorgehoben wird die Rolle, die Entzündungen, der oxidative Stress und die Dysfunktion der Mitochondrien bei Gedächtnisverlust und kognitiver Beeinträchtigung, neurodegenerativen Krankheiten und Gebrechlichkeit spielen. Zum Altern gehören sowohl der oxidative Stress als auch das „Inflammaging", das die enge Beziehung zwischen geringen chronischen Entzündungen und Alterungsprozessen ohne infektiöse Erkrankungen charakterisiert. Stress, Infektionen, Entzündungen und Umweltbelastungen erzeugen im Lauf des Stoffwechsels freie Radikale. Diese Moleküle können zu irreversiblen Zellschäden führen, wenn das antioxidative System des Körpers oder die Zufuhr exogener Antioxidantien unzureichend ist. Der oxidative Stress wird mit der Entstehung zahlreicher gesundheitlicher Störungen in Verbindung gebracht. Dazu gehören Fettleibigkeit, Bluthochdruck, Diabetes, Herz-Kreislauf-, Krebs und neurodegenerative Krankheiten und Katarakte. 

Curcumin kann dazu beitragen, den oxidativen Stress zu senken, die Lipidperoxidation hemmen, oxidative Schäden in den Mitochondrien verringern und allgemein die antioxidative Aktivität erhöhen. Es hat ein hohes Potenzial, altersbedingte Zellschäden, die durch freie Radikale verursacht werden, zu senken. Curcumin kann die Aktivität antioxidativer Enzyme (Katalase, Superoxiddismutase, Glutathionperoxidase) erhöhen, als natürlicher Radikalfänger wirken und entzündungsfördernde Signalwege hemmen, die mit den meisten chronischen Krankheiten verbunden sind. Curcumin trägt weiter dazu bei, eine Reihe von Immunzellen zu regulieren, die an entzündlichen Reaktionen beteiligt sind und das Gleichgewicht im Immunsystem fördern. 

Mit zunehmendem Alter kommt es zu erheblichen Veränderungen der fluiden Intelligenz (logisches Denken, Problemlösungen etc.), dabei werden Aufmerksamkeit, Gedächtnis, Verarbeitungsgeschwindigkeit sowie visuell-räumliche und psychomotorische Fähigkeiten beeinträchtigt. Hinter jeder kognitiven Beeinträchtigung steht ein erhöhter Mechanismus im oxidativen Stress, der auf altersbedingte Veränderungen in den Mitochondrien zurückzuführen ist und zu Schäden in den Nervenzellen beitragen kann. Studien zeigten, dass Curcumin sich relevant auf die kognitiven Funktionen auswirken kann.

Eine Reihe klinischer Studien beschäftigte sich mit der Wirkung von Curcumin auf neurodegenerative Krankheiten. Curcumin zeigte z. B. in einer Studie nach verschiedenen Tests positive Wirkungen auf die Kognition, Gedächtnis und Stimmung in einer älteren Bevölkerungsgruppe. Dabei führte selbst eine niedrige Dosis (80 mg) zu signifikanten und positiven Ergebnissen. Die Forscher weisen jedoch darauf hin, dass diese Stichprobe klein und die Dauer der Intervention kurz war. In einer anderen Studie wurden die Auswirkungen eines hoch absorbierenden Curcumin-Extrakts bei älteren Patienten ohne Demenz auf die Gedächtnisleistung und Neurodegeneration untersucht. 

Die Ergebnisse zeigten eine signifikante Verbesserung von Aufmerksamkeit und Gedächtnis im Vergleich zu Placebo. Die Untersuchungen deuteten darauf hin, dass die Verbesserungen in den kognitiven Leistungen und im Verhalten mit einer verringerten Anhäufung von Ablagerungen (Tau-Plaques, Tangles) in Hirnregionen korreliert, welche die Stimmungen und das Verhalten regulieren. Viele der bisherigen Studien sind jedoch heterogen, d. h. sie beruhen z. B. oft auf kleinen Teilnehmer-Gruppen, verwenden verschiedene Curcumin-Produkte, wurden oft nur über kürzere Dauer durchgeführt oder umfassten größere Altersspannen. Daher ist es relativ schwierig, umfassendere Schlüsse daraus zu ziehen. Hier sollten zu Curcumin künftig größere Studien zu den Wirkungen bei altersbedingten Krankheiten durchgeführt werden. Gut belegt ist die Sicherheit und Verträglichkeit von Curcumin. 

Allgemein kann die Bioverfügbarkeit von Curcumin durch viele Aspekte beeinflusst werden, z. B. durch Prozesse der Herstellung (Mahlweise, Trocknung, Erhitzung etc.), aber auch durch die Aufnahme von Makronährstoffen, z. B. können Nahrungsfette die Löslichkeit und Absorption von Curcumin beeinträchtigen. Die Bioverfügbarkeit von Curcumin gilt als begrenzt, da es vom Darm schlecht aufgenommen wird, eine hohe Stoffwechselrate aufweist und schnell ausgeschieden wird, was zu niedrigen Curcumin-Serumspiegeln beiträgt. Die Entwicklung von Kombinationen aus Curcumin und anderen Substanzen hat die Bioverfügbarkeit verbessert. Dazu gehören z. B. Curcumin-Nanoemulsionen, liposomales Curcumin und Phospholipid-Curcumin-Komplexe.

Die Forscher ziehen das Fazit: Curcumin beeinflusst Schlüsselwege, die am oxidativen Stress, an Entzündungen und Mitochondrien-Dysfunktionen beteiligt sind. Damit zeigt Curcumin signifikante Vorteile bei verbesserten kognitiven Funktionen, verringerter Neurodegeneration und verbesserter Muskelgesundheit in der älteren Bevölkerung. Die genauen Wirkmechanismen von Curcumin für verschiedene Erkrankungen müssen weiter untersucht werden, um z. B. in Dosierungen und Formulierungen eine maximale Wirksamkeit zu erreichen. Insgesamt unterstützen die Erkenntnisse, dass Curcumin ein vielversprechendes Mittel zur Behandlung altersbedingter Erkrankungen ist. Es bietet einen natürlichen, potenziell wirksamen Ansatz für eine verbesserte Lebensqualität älterer Menschen.

Quelle:
Yandra Cervelim Nunes et al., A Golden Approach to Healthy Aging: A Systematic Review of the Evidence. In: Nutrients, online 15.08.2024, doi: 10.3390/nu16162721.

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